6 Teil 8: Anhang

6.1 Methodenreferenzen

6.1.10 Review

Quellenverweis

FW90, Bal00

Sinn und Zweck

Ein Review ist eine eingeplante, kritische, systematische und dokumentierte inhaltliche Überprüfung von Arbeitsergebnissen am Ende von definierten Arbeitsschritten. Das Review ist gekennzeichnet durch eine schriftlich festgehaltene, definierte Vorgehensweise. Im Review wird anhand von definierten Vorgaben (z.B. Referenzdokumente, Prüfkriterien) geprüft. Bei der Prüfung werden Hilfsmittel (z.B. Formulare und Checklisten) verwendet und die Ergebnisse des Reviews werden bewertet und in einem Protokoll dokumentiert. CMMI® fordert so genannte Peer Reviews. Darunter versteht man Reviews unter Gleichgestellten, also sachkundigen Kollegen.

Ziele von Reviews sind:

Der Ablauf von Reviews beginnt mit den Vorarbeiten, wozu eine Einführungsveranstaltung (je nach Methode) und die Vorbereitung der Review-Sitzung (z.B. Termin- und Ortswahl) zählen. Anschließend wird das Review nach einem vorher festgelegten Verfahren durchgeführt. Die dabei dokumentierten Fehler und Verbesserungsvorschläge für das Review-Objekt (z.B. Dokument, Code, Zeichnung oder Prozess) werden vom Autor des Review-Objekts nachgearbeitet. Anschließend kann die Freigabe des Review-Objekts stattfinden.

Für die einzusetzenden Review-Verfahren gelten folgende Anforderungen:

Es existieren einige grundlegende Verfahren zum Review, die sich in ihrem Aufbau und Ablauf sowie in den eingesetzten Rollen inklusive Aufgaben unterscheiden:

Methoden des Review:

Inspektion oder Walkthrough

Der Walkthrough ist eine formalisierte Review-Technik mit definiertem Vorgehen und Rollenverteilung in der Review-Sitzung. Ziel der Review-Verfahren Inspektion oder Walkthrough ist die Identifikation vorhandener Fehler beziehungsweise fehlerträchtiger Situationen, sowie die Messung der Qualität. Gegenstand des Review-Verfahrens ist der Programmquelltext (in Verbindung mit der Spezifikation), das Dokument oder die Zeichnung.

Ein Walkthrough empfiehlt sich für Objekte von hoher Komplexität oder hoher Fehlerdichte. Die Review-Teilnehmerzahl kann zwischen 3 und 7 Personen betragen. Mehr Teilnehmer verursachen in der Regel einen zusätzlichen Aufwand, dem kein zusätzlicher Nutzen in Form von mehr gefundenen Fehlern entspricht; zudem ist eine Sitzung mit 8 oder mehr Teilnehmern nicht mehr straff zu moderieren.

Die Durchführung eines Walktroughs oder einer Inspektion eines Dokuments, eines Codes oder einer Zeichnung geschieht meist in einem Team von circa 4 Personen. Neben dem Ersteller gehören ein Moderator und Spezialisten zum Team. Der Ersteller erläutert die Programmlogik Anweisung für Anweisung beziehungsweise das Dokument Satz für Satz. Die Teammitglieder stellen Fragen und identifizieren Fehler. Die empfehlenswerte Dauer einer Sitzung ist circa 2 Stunden.

4-Augen-Prinzip

Das 4-Augen-Prinzip ist eine Sonderform des Walkthrough; durch die Teilnahme von nur 2 Personen soll der Review-Aufwand gering gehalten werden. Um aber dennoch eine intensive Prüfung und das Finden möglichst aller Fehler zu gewährleisten, sind bei dieser Technik die wahrzunehmenden Funktionen und die Ablaufschritte konkret vorgegeben sowie mit dem Leser eine spezielle Funktion zusätzlich vorgesehen. Durch die geringere Personenzahl können allerdings auch wichtige Erfahrungen und Know-how nicht berücksichtigter Mitarbeiter verloren gehen.

Kombinierte Verfahren

In den Fällen, in denen möglichst viele Teilnehmer in das Review einbezogen werden sollen, wodurch aber die maximal vorgesehene Teilnehmerzahl in einer Sitzung überschritten würde, ist eine Kombination zweier Review-Techniken zweckmäßig. Dies ist z.B. gegeben, wenn das Review-Objekt aus vielen verschiedenen Sichtweisen heraus betrachtet werden muss oder wenn sehr viele Stellen davon betroffen sind.

Die Kombination besteht einerseits aus der Abgabe schriftlicher Kommentare zum Review-Objekt durch Mitarbeiter, die nicht an der Sitzung im Rahmen eines Walkthrough teilnehmen können oder sollen, und andererseits aus einem Walkthrough. In einer ersten Phase wird das Review-Objekt von allen in Frage kommenden Teilnehmern geprüft, um möglichst viele Kommentare einzuholen. Daran schließt sich ein Walkthrough an, an dem nur ausgewählte Mitarbeiter (z.B. diejenigen, die vom Review-Objekt hauptsächlich betroffen sind) oder nur die zum Sitzungstermin verfügbaren Mitarbeiter teilnehmen.