2 Teil 3: V-Modell-Referenz Tailoring

2.2 Vorgaben und Anleitung zum Tailoring

Ein V-Modell-Projekt beginnt immer mit der Entscheidung zur Durchführung eines Projekts. Diese Entscheidung wird im Produkt Projektauftrag dokumentiert, der alle wichtigen Informationen wie Ziele, Einsatzzweck oder Wirtschaftlichkeit zusammenfasst. Mit der Entscheidung zur Durchführung ist der Entscheidungspunkt Projekt genehmigt erreicht. Als nächstes muss nun der Entscheidungspunkt Projekt definiert angesteuert werden. Dazu sind die organisatorischen Rahmenbedingungen in den Produkten Projekthandbuch und QS-Handbuch festzulegen. Welches die für das Projekt relevanten und zu organisierenden Inhalte sind, legt das projektspezifische V-Modell fest, das im Rahmes des Tailorings durch den Projektleiter ermittelt wird. Die dafür notwendige Vorgehensweise wird im Folgenden beschrieben.

Werkzeuge für das Tailoring

Das Tailoring wird durch den V-Modell XT Projektassistenten unterstützt. Dieser bietet dem Projektleiter Unterstützung bei:

Der Projektassistent führt schrittweise durch die einzelnen Stufen der projektspezifischen Anpassung und hilft insbesondere bei der Erstellung des Anwendungsprofils. Dieses bezieht nur solche Teile des gesamten V-Modells mit ein, die für das Projekt erforderlich sind. Nicht benötigte Teile werden im Rahmen des Tailorings entfernt (siehe auch FH+09).

Vorgehen beim Tailoring

Der Prozess zum Tailoring erfolgt in drei Schritten.

images/ALLG-Projektassistent-AuswahlPT.gif

Abbildung 32: Auswahl von Projekttyp und Projekttypvariante im Projektassistenten

images/ALLG-Projektassistent-BelegungPM.gif

Abbildung 33: Festlegen des Anwendungsprofils mit Projektmerkmalen

Diese werden durch Reiter im Projektassistenten abgebildet:

images/ALLG-Projektassistent-UebersichtVBs.gif

Abbildung 34: Übersicht über die Vorgehensbausteine

Die Auswahl der Werte der Projektmerkmale ist zu begründen. Somit ist jederzeit nachvollziehbar, warum ein bestimmter Wert gewählt wurde. Die Begründung wird in die Vorlage des Produkts Projekthandbuch übernommen.

Erstellen einer initialen Projektplanung

Nach der projektspezifischen Anpassung steht durch die Projekttypvariante eine Projektdurchführungsstrategie zur Verfügung, die für die Erstellung eines initialen Meilenstein- bzw. Projektplans verwendet werden kann.

images/ALLG-Projektassistent-Planung.gif

Abbildung 35: Planung mit dem Projektassistenten

Dazu ist im linken Teil des Projektassistenten die Schaltfläche Planung zu wählen, woraufhin eine Arbeitsfläche angezeigt wird (Abbildung 35), in der die Entscheidungspunkte gemäß der Vorgabe der Projektdurchführungsstrategie eingeplant werden können.

Ein Mausklick in die Arbeitsfläche legt den ersten Entscheidungspunkt Projekt genehmigt an und versieht diesen mit einem Datum. Nach einem Doppelklick auf das Datum öffnet sich ein Kalender und ermöglicht die Festlegung eines neuen Termins. Wird mit einem einfachen Klick nur der Entscheidungspunkt gewählt, erscheint im rechten unteren Bereich des Symbols ein “+“. Wird dieses angeklickt, stellt der Projektassistent eine Liste der nächsten möglichen Entscheidungspunkte, sowie freie Meilensteine dar. Die angebotenen Entscheidungspunkte entsprechen den Vorgaben der Projektdurchführungsstrategie. Freie Meilensteine können immer eingetragen werden. Sie eignen sich zur Einplanung von Terminen oder Zwischenmeilensteinen, die zwar bei der Planung bereits bekannt, jedoch nicht durch die Projektdurchführungsstrategie abgedeckt sind. Beim Auswählen eines Entscheidungspunkts mit einem einfachen Mausklick erscheint ein „x“ im rechten oberen Bereich. Dieses dient dazu, den aktuellen und alle folgenden Entscheidungspunkte aus dem Plan zu entfernen.

Bei Projektdurchführungsstrategien, die Verzweigungen im Projektablauf vorsehen (z.B. innerhalb der Projekttypvariante AG/AN-Projekt mit Entwicklung, Weiterentwicklung oder Migration), können auch parallele Abläufe geplant werden. Der Projektassistent zeigt dann im Folgenden auch an, zu welchen anderen Entscheidungspunkten die parallelen Abläufe wieder zusammengeführt werden können.

Der Projektassistent überprüft die Planung auf Konsistenz und damit, ob alle Entscheidungspunkte in einer korrekten Reihenfolge sind und ob alle geöffneten Parallelabläufe wieder ordnungsgemäß zusammengeführt wurden. Im Falle einer Inkonsistenz, wird eine entsprechende Fehlermeldung im Kopf des Bearbeitungsformulars angezeigt.

Export des projektspezifischen V-Modells und seiner Bestandteile

Nach Abschluss der projektspezifischen Anpassung und der initialen Planung kann das projektspezifische V-Modell exportiert werden.

images/ALLG-Projektassistent-ExportDoku.gif

Abbildung 36: Export der Prozessdokumentation

Es dient hierbei als Quelle für verschiedene Exporte:

Statisches und dynamisches Tailoring

In der Regel wird das Anwendungsprofil am Anfang eines Projektes definiert und bleibt während der Projektlaufzeit stabil. Man nennt dies statisches Tailoring. Es kann jedoch auch vorkommen, dass sich bestimmte Projektmerkmale zur Projektlaufzeit ändern; z.B. kann in einem Projekt, das zunächst eine reine Eigenentwicklung war, der Bedarf an Unteraufträgen erkannt werden. In diesem Fall können zur Projektlaufzeit zusätzliche Vorgehensbausteine ausgewählt werden. Auch die Abläufe in der Projektdurchführungsstrategie können angepasst werden. Man nennt diesen Vorgang dynamisches Tailoring. Weitere Informationen hierzu finden sich im Kapitel Tailoring-Produktabhängigkeiten.

Dokumentation des Tailorings und Feinplanung

Das im Projekthandbuch dokumentierte Tailoringergebnis beschränkt sich auf die Auswahl von Vorgehensbausteinen und der für die Planung maßgeblichen Projektdurchführungsstrategie. Das Auswählen oder Streichen einzelner Produkte oder Aktivitäten ist in der Regel nicht erforderlich. Die über das Tailoring hinausgehende Anpassung des V-Modells, die Festlegung der zu erstellenden Produktexemplare und durchzuführenden Aktivitätsexemplare, erfolgt im Rahmen der Projektplanung entsprechend den Vorgaben der erzeugenden Produktabhängigkeiten und im Rahmen der Erarbeitung eines detaillierten Projektplans.

Muss ein Produktexemplar aufgrund der Vorgaben der erzeugenden Produktabhängigkeiten im Projekt erstellt werden, ist die Gliederung in Form von Themen verbindlich vorgegeben (siehe auch Teil Vorlagen). Themen dürfen nicht gestrichen werden, um eine Einheitlichkeit der Produkte V-Modell-konformer Projekte zu gewährleisten. Themen können im Einzelfall allerdings im Produktexemplar als „im speziellen Kontext des Projektes nicht relevant“ gekennzeichnet werden.