4 Teil 5: V-Modell-Referenz Produkte

4.3 Produkte

4.3.1 Planung und Steuerung

4.3.1.4 QS-Handbuch

Vorgehensbaustein

Qualitätssicherung

Sinn und Zweck

Das V-Modell ist ein generischer Vorgehensstandard, der für ein konkretes Projekt angepasst und konkretisiert werden muss. Das QS-Handbuch legt die für die Qualitätssicherung notwendigen Anpassungen und Ausgestaltungen fest. Somit dokumentiert es Art und Umfang der Anwendung des V-Modells im Projekt und ist Informationsquelle und Richtlinie für alle Projektbeteiligten.

Das QS-Handbuch beinhaltet eine Kurzbeschreibung der Qualitätsziele im Projekt, die Festlegung der zu prüfenden Produkte und Prozesse, die Organisation und Vorgaben für die Planung und Durchführung der Qualitätssicherung im Projekt sowie die Vorgaben für die Qualitätssicherung von externen Zulieferungen. Der QS-Verantwortliche muss dieses zentrale Produkt in Abstimmung mit den Schlüsselpersonen des Projekts erarbeiten.

Dabei werden im QS-Handbuch insbesondere auch Häufigkeit und Notwendigkeit der Erzeugung weiterführender Produkte, die für die Qualitätssicherung im Projekt notwendig sind, festgelegt, zum Beispiel QS-Berichte, Nachweisakte und Prüfprotokolle.

Wann ist das Produkt entscheidungsrelevant?

Entscheidungspunkt

Projekt definiert

Gesamtprojekt aufgeteilt

Iteration geplant

Wer ist beteiligt?

Verantwortlich

QS-Verantwortlicher

Mitwirkend

Ausschreibungs- und Vertragsverantwortlicher, Projektleiter, Qualitätsmanager

Womit kann das Produkt erstellt werden?

Werkzeuge

Keine

Methoden

Keine

Welche Vorlagen sind verfügbar?

Vorlagen

Produktvorlage wird generiert.

QS-Konzept (Teil der SOS-Methode): Vorlagen/SOS-GrossPM/GrossPM_7.3-1_QS-Konzept_v1.0.doc

Beispielprodukte

InfoMaPa:QS-Handbuch

WiBe:QS-Handbuch

ToSA:QS-Handbuch

Wie erstellt man das Produkt?

Aktivität

QS-Handbuch erstellen

Ausgehend von den vorhandenen qualitätsrelevanten Vorgaben sind die zu verfolgenden Qualitätsziele, die QS-Maßnahmen und die Prüfgegenstände festzulegen. Als Prüfgegenstände bezeichnet man die Dokumente, Prozesse und Systemelemente, die einer formalen Prüfung unterzogen werden sollen. Zusätzlich ist zu definieren, wie die Ein- und Ausgangskontrolle von Produkten zu erfolgen hat.

Vorgaben für diese Festlegungen können für das QS-Handbuch des Auftragnehmers, dem Vertrag oder den Anwenderanforderungen entnommen werden. Damit möglichst alle Festlegungen im Projekthandbuch vollständig und präzise aufgeführt und formuliert werden können, ist eine Abstimmung zwischen dem QS-Verantwortlichen und der Projektleitung erforderlich. Weiterhin ist die Realisierbarkeit der QS-Maßnahmen unter den gegebenen Projektbedingungen mit der Projektleitung abzustimmen.

Folgende Teilschritte sind dabei enthalten:

Welche Abhängigkeiten hat das Produkt?

Erzeugt durch

Es handelt sich um ein initiales Produkt.

Erzeugt

Berichtswesen

Prüfung

Hängt inhaltlich ab von

Ausschreibungswesen (Vergabeakte)

Planung und Steuerung

Prüfung

Systementwurf

4.3.1.4.1 Qualitätsziele und -anforderungen

In diesem Thema werden die Anforderungen an die Qualitätssicherung und die damit verfolgten Ziele definiert, zum Beispiel eine geforderte Prüfüberdeckung oder formale Spezifikationstechniken. Die Qualitätsziele und -anforderungen an den Entwicklungsgegenstand selbst werden hier nicht festgelegt, sie werden bereits mit den Anforderungen (Lastenheft) fixiert. Steht ein organisationsspezifisches Qualitätsmanagementhandbuch zur Verfügung, so sind die dort festgelegten Ziele und Anforderungen projektspezifisch auszugestalten.

4.3.1.4.2 Zu prüfende Produkte

In diesem Thema sind die durch eine unabhängige Qualitätssicherung zu prüfenden Produkte festzulegen. Die Auswahl ist entsprechend zu begründen. Für diese Produkte müssen dann die entsprechenden Prüfspezifikationen und Prüfprotokolle erstellt werden. Die Festlegung, welche Systemelemente geprüft werden, wird in den zugrunde liegenden Implementierungs-, Integrations- und Prüfkonzepten dokumentiert.

4.3.1.4.3 Zu prüfende Prozesse

In diesem Thema sind die durch eine unabhängige Qualitätssicherung zu prüfenden Prozesse festzulegen. Die Auswahl ist entsprechend zu begründen. Dabei sind auch die der Prüfung zugrunde liegenden Standards oder Richtlinien zu nennen. Für alle zu prüfenden Prozesse müssen dann die entsprechenden Prüfspezifikationen und Prüfprotokolle erstellt werden.

Darüber hinaus kann die Prüfung weiterer Prozesse durch aktuelle Ereignisse im Projekt oder im Projektumfeld erforderlich werden, wie z. B. eine überdurchschnittliche Abweichung der Soll- von der Ist-Planung.

4.3.1.4.4 Organisation und Vorgaben zur Qualitätssicherung im Projekt

In diesem Thema werden die Vorgaben des V-Modells zur Qualitätssicherung von Produkten bzw. Prozessen im Projekt angepasst und konkretisiert. Es erfolgt die Festlegung, ob, wann und welche QS-Produkte für die Qualitätssicherung im Projekt zu verwenden sind, nach welchen Methoden, Richtlinien und Standards diese zu erstellen sind und mit welchen Werkzeugen beziehungsweise Bestandteilen der Projektmanagement-Infrastruktur sie zu bearbeiten sind.

Abgeleitet aus den Qualitätszielen sind die Organisation der Qualitätssicherung und ihre Befugnisse im Projekt festzulegen. Die konstruktiven und analytischen QS-Maßnahmen werden dargestellt.

Zu den konstruktiven Maßnahmen zählen z.B. defensives Programmieren, typprüfende Sprachen, Standards, Vorgehensmodelle, Checklisten, Richtlinien. Zu den analytischen QS-Maßnahmen gehören alle Prüfmaßnahmen für Dokumente, wie zum Beispiel Reviews, Tests von Systemelementen und Prozessprüfungen.

Des Weiteren ist auch das Verfahren der Ausgangskontrolle und Eingangskontrolle festzulegen, wie zum Beispiel die Prüfung von Fertigprodukten und Beistellungen.

Im Rahmen der Qualitätslenkung ist zu beschreiben, wie entstehende Qualitätsprobleme behandelt, verfolgt und durch korrektive Maßnahmen gelöst werden sollen. Weiter ist festzulegen, für welche Problemarten ein außerplanmäßiger QS-Bericht erstellt werden muss.

Falls Unterauftragnehmer beauftragt werden sollen, ist darzustellen, welche Qualitätsvorgaben für diese gelten sollen.

4.3.1.4.5 Organisation und Vorgaben zur Qualitätssicherung der Auslieferung

In diesem Thema werden die Vorgaben zur Qualitätssicherung der Auslieferung konkretisiert. Für jede Lieferung wird vom Auftraggeber eine Abnahmeprüfung durchgeführt.

Daher muss der Auftragnehmer sicherstellen, dass seine Lieferung den Vorgaben des Auftraggebers entspricht. Die Vorgaben sind mittels der Prüfspezifikation Systemelement nachvollziehbar. Sie enthält unter anderem eine Aufzählung der Prüffälle der Abnahme, mit welchen die Abdeckung der Anforderungen des Lastenheftes nachweisbar ist.

Die Ergebnisse werden im Prüfprotokoll Systemelement festgehalten.

4.3.1.4.6 Vorgaben für die Prüfspezifikation von Fertigprodukten

Wie alle Systemelemente können und sollen auch Fertigprodukte geprüft werden. Hierfür wird eine entsprechende Prüfspezifikation Systemelement erstellt. Um gerade bei Fertigprodukten einen einheitlichen Standard der Qualitätssicherung zu erreichen, werden in diesem Thema Vorgaben für die Prüfspezifikationen von Fertigprodukten festgelegt. Diese Vorgaben sind dann in die zugehörige Prüfspezifikation Systemelement zu übernehmen. Die Vorgaben können beispielsweise Anforderungen bezüglich Umfang und Qualität der Dokumentation, des Herstellers und der Verwendungsprüfung beinhalten.

4.3.1.4.7 Vorgaben für das QS-Handbuch der Auftragnehmer

Der Auftraggeber kann die unterschiedlichsten Vorgaben für die Qualitätssicherung beim Auftragnehmer festlegen. Sie werden hier dokumentiert und in alle Ausschreibungen übernommen und gegebenenfalls angepasst. Diese Vorgaben können beispielsweise den Umfang der Produkt- und Prozessprüfung und über die Anwendung des V-Modells hinausgehende anzuwendende konstruktive Qualitätssicherungsmaßnahmen umfassen.