4 Teil 5: V-Modell-Referenz Produkte
4.3 Produkte
4.3.1 Planung und Steuerung
4.3.1.6 Schätzung
Vorgehensbaustein |
Sinn und Zweck
Für eine gesicherte Planung und Durchführung von Projekten sind verlässliche Schätzung unerlässlich. Im Rahmen einer Schätzung wird der Umfang des Schätzobjektes und der damit verbundene Aufwand mit einem gewissen Unsicherheitsfaktor nachvollziehbar und methodisch untermauert, abgeschätzt und dokumentiert.
Im Rahmen der Schätzung werden beispielsweise die Schätzobjekte, deren Beschreibung, die Schätzwerte, die Schätzannahmen und die eingesetzte Schätzmethodik dokumentiert. Typische Schätzobjekte sind bei einer Umfangschätzung zu erstellende Spezifikationen oder Systemelemente sowie bei einer Aufwandsschätzung durchzuführende Arbeitspakete.
Für die Schätzung ist der Projektleiter verantwortlich. Zur Erstellung der Schätzung greift er auf die notwendigen Projektbeteiligten und gegebenenfalls auf weitere zusätzliche Experten zurück.
Auf Basis der Schätzungen wird die Projektplanung erstellt. Im Zuge der Projektdurchführung ergeben sich neue Fakten, und Schätzparameter konkretisieren sich. Dementsprechend werden dann neue, präzisere Schätzungen durchgeführt. Die Anzahl und Häufigkeit der zu erstellenden Schätzungen wird im Projekthandbuch festgelegt.
Wann ist das Produkt entscheidungsrelevant?
Entscheidungspunkt |
Das Produkt ist zu keinem Entscheidungspunkt entscheidungsrelevant. |
Wer ist beteiligt?
Verantwortlich |
|
Mitwirkend |
Es gibt keine weiteren Rollen, die bei der Erstellung des Produkts mitwirken. |
Womit kann das Produkt erstellt werden?
Werkzeuge |
|
Methoden |
Welche Vorlagen sind verfügbar?
Vorlagen |
Produktvorlage wird generiert. Projektaufwandsschätzung (Teil der SOS-Methode): Vorlagen/SOS-GrossPM/GrossPM_7.1-3_Aufwandsschaetzung_v1.0.xls |
Beispielprodukte |
Keine |
Wie erstellt man das Produkt?
Aktivität |
Schätzung durchführen |
Zu Beginn eines Projektes ist eine Grobschätzung durchzuführen. Ziel der Grobschätzung ist es, Aufwandsdaten für eine erste Planung zu ermitteln, die zum Beispiel für die Erstellung eines wettbewerbsfähigen Angebots benötigt werden. Im Projektverlauf finden dann mehrere Feinschätzungen statt, zum Beispiel jeweils in dem Entscheidungspunkt Iteration geplant, in dem die nächste Iteration detaillierter geplant wird. Ziel dieser Feinschätzungen ist es, feinere Aufwandsdaten für die Planung zu erhalten. Die Schätzobjekte sind hierbei vom Umfang her kleiner und detaillierter zu beschrieben als bei der Grobschätzung.
Ergeben sich im Projektverlauf deutliche Abweichungen von den ermittelten Schätzwerten, so wird der verbleibende Restaufwand neu abgeschätzt, um die Planung anpassen zu können.
Am Ende des Projektes ist durch einen Soll-Ist-Vergleich zu untersuchen, wie stark die Schätzungen vom eigentlichen Aufwand abgewichen sind. Diese Ergebnisse sind zur Verbesserung der Schätzmethodik und als Erfahrungswerte für Folgeprojekte zu nutzen.
Folgende Teilschritte sind dabei enthalten:
- Schätzergebnisse konsolidieren
- Schätzmethodik und Schätzobjekte festlegen
- Schätzwerte ermitteln
Welche Abhängigkeiten hat das Produkt?
Erzeugt durch |
Planung und Steuerung |
Erzeugt |
Das Produkt erzeugt keine weiteren Produkte. |
Hängt inhaltlich ab von |
Das Produkt hat keine inhaltlichen Abhängigkeiten. |
4.3.1.6.1 Umfangschätzung
In diesem Thema wird der Umfang des Schätzobjektes abgeschätzt. Der abzuschätzende Umfang kann dabei durch die Funktionalität des Systems, beispielsweise Art und Anzahl von Anwendungsfällen, Function Points oder Object Points, oder die zu erstellenden Ergebnisse, wie die Art und Anzahl der Klassen oder Programmzeilen, bestimmt werden. Die für eine Schätzung verwendeten Schätzeinheiten müssen eindeutig definiert sein.
Darüber hinaus liefern Schätzungen wichtige Informationen für die Projektsteuerung, für Fehlervorhersagen und für die Abschätzung der Auslegung von Zielsystemen, zum Beispiel Rechner, Rechnernetze und Busstrukturen.
4.3.1.6.2 Aufwandsschätzung
In der Aufwandsschätzung wird auf der Basis des abgeschätzten Umfangs ein Schätzwert für den Aufwand ermittelt, beispielsweise in Personenmonaten oder -tagen. Es geht um den Nettoaufwand; Urlaub, Krankheit und anderer, nicht projektrelevanter Aufwand wird nicht berücksichtigt. Der Aufwand für die übergreifenden Projektarbeiten, wie Konfigurationsmanagement und Projektmanagement, muss mit abgeschätzt werden.
Neben dem Umfang sind auch Einflussfaktoren wie die Erfahrung der Projektbeteiligten, die Stabilität der Anforderungen oder der Wiederverwendungsgrad des Schätzobjektes mit einem Aufschlag oder Abzug an Aufwand zu berücksichtigen.