4 Teil 5: V-Modell-Referenz Produkte
4.3 Produkte
4.3.6 Anforderungen und Analysen
4.3.6.7 Altsystemanalyse
Vorgehensbaustein |
Sinn und Zweck
Ziel der Altsystemanalyse ist die Beschreibung des Ist-Zustandes eines Systems. Mit ihrer Hilfe wird ein Verständnis für das Altsystem vermittelt und die Grundlage für die Weiterentwicklung beziehungsweise die Migration von Systemteilen gelegt. In der Analyse werden Funktionalität, Ziele und Grobarchitektur des Altsystems beschrieben sowie die Interaktionen des Systems zu seiner Umgebung identifiziert. Als Grundlage der Migration ist das aktuelle Datenmodell des Altsystems zu ermitteln sowie eine Einschätzung der Datenqualität zu erstellen.
Verantwortlich für die Durchführung der Altsystemanalyse ist der Systemarchitekt. Zur Unterstützung sollten ihm Experten des Altsystems sowie die Verantwortlichen der Nachbarsysteme zur Verfügung stehen.
Wann ist das Produkt entscheidungsrelevant?
Entscheidungspunkt |
Das Produkt ist zu keinem Entscheidungspunkt entscheidungsrelevant. |
Wer ist beteiligt?
Verantwortlich |
|
Mitwirkend |
Es gibt keine weiteren Rollen, die bei der Erstellung des Produkts mitwirken. |
Womit kann das Produkt erstellt werden?
Werkzeuge |
Keine |
Methoden |
Keine |
Welche Vorlagen sind verfügbar?
Vorlagen |
Produktvorlage wird generiert. |
Beispielprodukte |
Keine |
Wie erstellt man das Produkt?
Aktivität |
Altsystemanalyse erstellen |
In der Altsystemanalyse sind zunächst ein Systemüberblick und ein Funktionsüberblick zu erarbeiten. Hilfsmittel, wie Codeanalysen, Expertenbefragung oder Dokumentation (falls vorhanden), werden dazu verwendet.
Die im Rahmen des Systemüberblicks identifizierten Schnittstellen des Altsystems zu Nachbarsystemen sind mit den jeweiligen Verantwortlichen zu analysieren und zu evaluieren. Die Schnittstellen und ihre Abhängigkeiten sind zu beschreiben und ihre Relevanz für das überarbeitete oder neu entwickelte System ist festzustellen (siehe Schnittstellen- und Abhängigkeitsanalyse).
Die Struktur des Datenmodells im Altsystem ist festzustellen, insbesondere welche Beziehungen und Integritätsbedingungen existieren und wie der Zustand der Daten ist. Die Durchführung der Datenanalyse sollte mit Hilfe geeigneter Werkzeuge durchgeführt werden, wie sie in der Regel von Datenbanken direkt zur Verfügung gestellt werden.
Folgende Teilschritte sind dabei enthalten:
- Datenanalyse durchführen
- Schnittstellen und Abhängigkeiten beschreiben
- System- und Funktionsüberblick erarbeiten
Welche Abhängigkeiten hat das Produkt?
Erzeugt durch |
Systemspezifikationen |
Erzeugt |
Das Produkt erzeugt keine weiteren Produkte. |
Hängt inhaltlich ab von |
Systementwurf Systemspezifikationen |
4.3.6.7.1 Systemüberblick
Im Systemüberblick werden die Grobarchitektur des Altsystems und seine Einbettung in die Umgebung beschrieben. Ziele und Aufgaben des Systems sowie der Kontext, in dem das System eingesetzt wird, werden angegeben. Die Systemkomponenten werden grob beschrieben und die verwendeten Technologien identifiziert.
Zusätzlich werden Datenbanken, auf denen das System arbeitet, sowie Plattform und Programmiersprache angegeben. Nachbarsysteme, mit denen das System Daten und Nachrichten austauscht, werden identifiziert und die Schnittstellen zum Altsystem analysiert und definiert.
Zum besseren Verständnis kann der Systemüberblick durch eine grafische Darstellung ergänzt werden, die das System in seiner Umgebung sowie eine Schnittstellenübersicht zeigt. Der Systemüberblick ist Grundlage für die Daten- und Schnittstellenanalyse.
4.3.6.7.2 Funktionsüberblick
Der Funktionsüberblick beschreibt Funktionalität und Geschäftsprozesse, die das Altsystem unterstützt. Ist eine Ablösung des Altsystems geplant, dient der Funktionsüberblick als ergänzende Information zur Festlegung der Anforderungen. So kann sichergestellt werden, dass keine essentielle Funktionalität in den Anforderungen an das Neusystem vergessen wurden.
4.3.6.7.3 Schnittstellen- und Abhängigkeitsanalyse
Altsysteme, insbesondere wenn es sich um Informationssysteme handelt, kommunizieren häufig mit einer Vielzahl von Nachbarsystemen. Die Kommunikation kann auf unterschiedlichste Weise ablaufen. Im einfachsten Fall handelt es sich um dateibasierte Kommunikation, das heißt eine Datei mit Daten in einem vereinbarten Format wird vom sendenden System an eine vereinbarte Stelle gelegt und dort vom empfangenden System gelesen.
Eine weitere Möglichkeit zur Kommunikation ist das asynchrone Senden beziehungsweise Empfangen von Nachrichten mit Hilfe von Messaging-Systemen. Bei sehr enger Koppelung der Systeme werden Daten im Rahmen von synchronen Aufrufen zwischen den Systemen ausgetauscht.
Für jede dieser Kommunikationsformen ist ein Schnittstellenvertrag (Protokoll) zu erstellen, der im Detail festlegt, nach welchen Regeln die Kommunikation zu erfolgen hat. Die Verträge werden mit den Verantwortlichen des jeweiligen Nachbarsystems verhandelt und dokumentiert.
Die Abläufe im System legen fest, in welcher Reihenfolge die Schnittstellen zu bedienen sind. Damit bestehen inhärente Abhängigkeiten der Schnittstellen untereinander. Diese Abhängigkeiten müssen identifiziert und ebenfalls dokumentiert werden.
4.3.6.7.4 Datenmodell
Das Datenmodell des Altsystems beschreibt, wie die Datenhaltung im Altsystem realisiert wurde. Beteiligte Datenbanken werden identifiziert, die jeweiligen Datenbankschemata eruiert und die Ergebnisse im Zusammenhang dokumentiert. Die Dokumentation erfolgt analog zum physikalischen Datenmodell des Datenbankentwurfs eines Neusystems.
Neben der Datenstruktur ist die Datenqualität zu ermitteln. Anhand von Stichproben sowie Datenabzügen wird festgestellt, in welchem Ausmaß ungültige Datensätze in den Datenbanken des Altsystems vorliegen und inwieweit sich diese Datensätze störend auf die Abläufe auswirken.