4 Teil 5: V-Modell-Referenz Produkte
4.3 Produkte
4.3.6 Anforderungen und Analysen
4.3.6.5 Anforderungsbewertung
Vorgehensbaustein |
Sinn und Zweck
Ziel der Anforderungsbewertung ist es, Erfassung und Erstellung der Anwenderanforderungen zu bewerten und das mögliche Realisierungsrisiko des Auftraggebers so weit als möglich transparent und beherrschbar zu gestalten. Somit hat der Auftraggeber bei Auftragsvergabe auf der Basis seiner Bewertungsmöglichkeiten bereits überprüft, ob die Anwenderanforderungen aus seiner Sicht technisch machbar, finanzierbar, wirtschaftlich und wichtig sind.
Bei wirtschaftlich fraglichen Anforderungen beziehungsweise bei kostenseitig nicht ausreichend abschätzbaren Anforderungen kann der Auftraggeber hilfsweise auf eine Optionierung der Leistungen, das heißt Einholung von optional anzubietenden Leistungen beziehungsweise Leistungspaketen, zurückgreifen, um auf Basis tatsächlicher Kostenangaben eine Bewertung durchzuführen.
Das Produkt Anforderungsbewertung dokumentiert die Bewertungsergebnisse für die bis dahin erfassten Anwenderanforderungen. Dabei ist die Anforderungsbewertung kaum durchführbar, wenn nicht bereits eine Skizze des Lebenszyklus und der Gesamtsystemarchitektur oder eine konkrete Systemarchitektur vorliegen, also bereits Lösungsansätze vorhanden sind. Hierzu kann eine Evaluierung von Fertigprodukten wertvolle Beiträge leisten.
Die Anforderungsbewertung baut auf vorher festgelegten Bewertungskriterien auf. Die Bewertungsergebnisse der Anforderungsbewertung werden in das Produkt Anforderungen (Lastenheft) eingearbeitet.
Wann ist das Produkt entscheidungsrelevant?
Entscheidungspunkt |
Wer ist beteiligt?
Verantwortlich |
|
Mitwirkend |
Anwender, Ausschreibungs- und Vertragsverantwortlicher, Fachverantwortlicher, Projekteigner, Projektleiter |
Womit kann das Produkt erstellt werden?
Werkzeuge |
Keine |
Methoden |
Welche Vorlagen sind verfügbar?
Vorlagen |
Produktvorlage wird generiert. |
Beispielprodukte |
Keine |
Wie erstellt man das Produkt?
Aktivität |
Anforderungsbewertung erstellen |
Ziel der Aktivität Anforderungsbewertung erstellen ist es, dass der Auftraggeber die bis dahin vorliegenden Anwenderanforderungen so überprüft und bewertet, dass das mögliche Realisierungsrisiko für ihn soweit wie möglich transparent und beherrschbar wird. Dies kann nur erfolgreich durchgeführt werden, wenn alle Beteiligten (Stakeholder) in diesen Prozess eingebunden sind.
Es werden die bisher vorliegenden funktionalen und nicht-funktionalen Anforderungen auf ihre technische Machbarkeit, Finanzierbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Wichtigkeit vom Auftraggeber überprüft. Dies ist Aufgabe des Auftraggebers.
Die Vorgehensweise ist dadurch charakterisiert, dass zunächst die Bewertungskriterien für die Anforderungsbewertung aufgestellt, priorisiert und bewertet werden. Schließlich sind die bewerteten Anforderungen in das Projekt zu integrieren.
Folgende Teilschritte sind dabei enthalten:
- Anforderungen bewerten
- Bewertungsergebnisse integrieren
- Bewertungskriterien aufstellen
Welche Abhängigkeiten hat das Produkt?
Erzeugt durch |
Es handelt sich um ein initiales Produkt. |
Erzeugt |
Das Produkt erzeugt keine weiteren Produkte. |
Hängt inhaltlich ab von |
Anforderungen und Analysen Planung und Steuerung |
4.3.6.5.1 Bewertungskriterien
Die Bewertungskriterien, die bei der Anforderungsbewertung bzw. der Bewertung Lastenheft Gesamtprojekt zu beachten sind, werden festgelegt. Zu den Bewertungskriterien zählen beispielsweise die Plausibilität der definierten Anforderungen, insbesondere der IT-Sicherheitsanforderungen, die Beherrschbarkeit der Komplexität sowie die Prüfung der Möglichkeiten zum Einsatz von Fertigprodukten. Zusätzliche Bewertungskriterien sind die vorhandene IT-Infrastruktur sowie die Kostenschätzungen für einzelne Anforderungen.
4.3.6.5.2 Bewertungsergebnisse
Zu den Ergebnissen der Anforderungsbewertung gehört insbesondere eine Gesamtbewertung der Anwenderanforderungen. Sie bewertet, inwieweit vorgegebene Restriktionen, die entweder vom Haushalt/Budget, von Terminplänen oder von verfügbaren Ressourcen gesetzt werden, eingehalten werden können beziehungsweise überschritten werden. Des Weiteren werden alle erfassten Anwenderanforderungen geprüft und ihre Einstufung bewertet:
- Es werden die zurückgestellten Anwenderanforderungen und die Begründung der Zurückstellung geprüft (zum Beispiel ist die Notwendigkeit nicht nachweisbar).
- Es werden die modifizierten Anwenderanforderungen und die Begründung der Modifikation geprüft (zum Beispiel durch den wirtschaftlicheren Einsatz von Fertigprodukten).
- Es werden neu hinzugekommene Anwenderanforderungen hinsichtlich ihrer Notwenigkeit geprüft (zum Beispiel sind wichtige nicht-funktionale Anwenderanforderungen nicht erfasst worden).
Zu den Bewertungsergebnissen gehören zusätzlich die Ergebnisse der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit der Anwenderanforderungen, beispielsweise Kosten-Nutzen-Abwägungen, Aufzeigen von kostentreibenden Anwenderanforderungen sowie die Finanzierbarkeit der Anwenderanforderungen.