4 Teil 5: V-Modell-Referenz Produkte
4.3 Produkte
4.3.12 IT-Organisation und Betrieb
4.3.12.6 Leistungsvereinbarung (SLA/OLA/UC)
Vorgehensbaustein |
Sinn und Zweck
Dieses Produkt beschreibt die nach dem Projektende getroffenen Leistungsvereinbarungen zwischen den folgenden Rollen bzw. Parteien:
- Anwender
- Verfahrensverantwortlicher (Fachseite)
- Verfahrensverantwortlicher (IT-Betrieb)
- Verfahrensverantwortlicher (Weiterentwicklung)
Die Leistungsvereinbarung betrifft die laufende Erbringung eines Dienstes bzw. Services, insbesondere zwischen der Fachseite und dem IT-Betrieb. Wenn die Fachseite gegenüber anderen Behörden (Anwendern) als Dienstleister auftritt, dann kann auch hier eine Leistungsvereinbarung durch das Projekt geschlossen oder vorbereitet werden. Ebenso kann es notwendig sein, die Pflege und Weiterentwicklung (Bugfixes, neue fachliche Anforderungen, etc.) zu regeln.
ITIL V3 kennt 3 Arten einer Leistungsvereinbarung:
- Ein Service Level Agreement (SLA) oder Leistungsvereinbarung (DGV) bezeichnet einen Vertrag bzw. die Schnittstelle zwischen Auftraggeber und Dienstleister für wiederkehrende IT-Dienstleistungen.
- Ein Operational Level Agreement (OLA) dient oft der Unterstützung bzw. der Absicherung eines SLA. Da diese Vereinbarungen zwischen Abteilungen der gleichen Organisation geschlossen werden, gelten diese in der Regel nur für den Dienstleister intern.
- Ein Underpinning Contract (UC) wiederum ist ein Absicherungsvertrag einer vereinbarten Leistung zwischen dem IT-Service-Anbieter und einem für ihn tätigen Dienstleister.
Das V-Modell kann nicht vorgeben, in welcher organisatorischen Konstellation die einzelnen Parteien zueinander stehen. Deshalb sind grundsätzlich alle drei Arten einer Leistungsvereinbarung denkbar und es muss individuell entschieden werden, ob es sich um SLA, OLA oder UC handelt.
Unabhängig von ihrer Art fasst eine Leistungsvereinbarung die Dienstleistungen und die Qualität der Erbringung verbindlich auf Basis der Anforderungen an das System (siehe Anforderungen (Lastenheft)) zusammen. Folgende Informationen sind dabei zu dokumentieren:
- Bezeichnung der zu erbringenden Dienstleistung
- Freigabeinformationen (Fach- und IT-Seite)
- Laufzeit, inkl. Beginn, Ende und Regelungen bzgl. der Beendigung der Vereinbarung
- Beschreibung des angestrebten Ergebnisses
- Verweis auf mitgeltende Vereinbarungen/Verträge
- Servicezeiten
- Erforderliche Support-Typen und Support Levels
- Anforderungen an die einzelnen Service Levels
- Verpflichtende Standards
- Verantwortlichkeiten
- Kosten
Wann ist das Produkt entscheidungsrelevant?
Entscheidungspunkt |
Wer ist beteiligt?
Verantwortlich |
|
Mitwirkend |
Anwender, IT-Service-Design-Verantwortlicher, Verfahrensverantwortlicher (Fachseite), Verfahrensverantwortlicher (IT-Betrieb), Verfahrensverantwortlicher (Weiterentwicklung) |
Womit kann das Produkt erstellt werden?
Werkzeuge |
Keine |
Methoden |
Keine |
Welche Vorlagen sind verfügbar?
Vorlagen |
Produktvorlage wird generiert. |
Beispielprodukte |
Keine |
Wie erstellt man das Produkt?
Aktivität |
Leistungsvereinbarung (SLA/OLA/UC) erstellen |
Bei der Erstellung des Produkts Leistungsvereinbarung (SLA/OLA/UC) sind verschiedene Informationen zusammenzutragen und zwischen Fach- und IT-Seite abzustimmen. Grundlage hier ist das Produkt Anforderungen (Lastenheft), das die Anforderungen an das zu entwickelnde/zu beschaffende System enthält.
Folgende Aufgaben sind bei der Erstellung des Produkts Leistungsvereinbarung (SLA/OLA/UC) zu bearbeiten:
- Beschaffung der Freigabeinformationen von Fach- und IT-Seite
- Erstellung eines Leistungsvertrags
- Beschreibung des Leistungsumfangs
- Zusammenstellen der Anforderungen
Die hier ermittelten Bestandteile des Produkts Leistungsvereinbarung (SLA/OLA/UC) sind während der Prüfung der Freigabefähigkeit zu berücksichtigen und in die Prüfspezifikation Inbetriebnahme zu übernehmen.
Welche Abhängigkeiten hat das Produkt?
Erzeugt durch |
Planung und Steuerung |
Erzeugt |
Das Produkt erzeugt keine weiteren Produkte. |
Hängt inhaltlich ab von |
Anforderungen und Analysen |
4.3.12.6.1 Freigabeinformationen der Fach- und IT-Seite
In diesem Thema sind alle für die Freigabe relevanten Informationen der Fach- und der IT-Abteilung dokumentiert. Insbesondere sind hier die Ansprechpartner bzw. Vertragspartner zu nennen, zwischen denen die Leistungsvereinbarung (SLA/OLA/UC) geschlossen wird.
4.3.12.6.2 Leistungsvertrag
Der Leistungsvertrag in der Leistungsvereinbarung (SLA/OLA/UC) muss folgende Inhalte dokumentieren:
- Bezeichnung des Service
- Regelungen zur Laufzeit (Beginn, Befristung, Kündbarkeit)
- Regelungen zur Vergütung
- Regelungen zur Service-Erbringung
- Verantwortlichkeiten (Pflichten der IT- und der Fachseite)
Gegebenenfalls sind hier neben den kaufmännischen und rechtlichen Einheiten auch allgemeine Geschäftsbedingungen zu referenzieren.
4.3.12.6.3 Leistungsumfang
Der Leistungsumfang der Leistungsvereinbarung (SLA/OLA/UC) umfasst verschiedene Aspekte, die hier zu dokumentieren sind. Insbesondere zählen dazu:
- die zu unterstützenden Geschäftsprozesse und Aktivitäten
- die Servicezeiten
- die relevanten Support-Typen und Levels
Bei der Beschreibung der Geschäftsprozesse ist insbesondere die Kritikalität der einzelnen Services zu beschreiben, die die Geschäftsprozesse abdecken. Hierbei sind die kritischen Geschäftsprozesse (vital business function, VBF), die verwendeten Geschäftsdaten sowie eine Risiko- und Schadensbewertung für den Fall des Verlusts der Services und/oder Daten zu dokumentieren.
Ebenfalls im Rahmen des Leistungsumfangs sind die Servicezeiten zu dokumentieren, in denen ein Service zur Verfügung steht und ob es Ausnahmen, z.B. für Wartungsarbeiten gibt etc. Diese Informationen sind in die Aussagen zu den gewünschten Support-Typen und Levels zu integrieren, in denen z.B. die Vereinbarungen hinsichtlich Reaktions- und Lösungszeiten beschrieben sind.
4.3.12.6.4 Anforderungen
Dieses Thema fasst die Anforderungen zusammen, die Grundlage für den Leistungsvertrag und den Leistungsumfang sind. Die Anforderungen, insbesondere an den Service-Level, sind unter Berücksichtigung der Aspekte:
- Verfügbarkeit (Service Availability)
- Verfügbarkeit im Katastrophenfall (Service Continuity)
- Performanz (Performance, Capacity)
zu dokumentieren. Insbesondere bei den Verfügbarkeitsanforderungen müssen verschiedene Parameter definiert werden, wie z.B. Ziele bzgl. der Verfügbarkeit, der Zuverlässigkeit (Mean Time Between Failures, Mean Time Between Incidents) und der Wartbarkeit (Mean Time to Restore, Downzeiten für Wartung, Ankündigungsfristen, Einschränkungen)
Zusätzlich dazu muss dokumentiert sein, welche Anforderungen bzgl. der Verfügbarkeit im Katastrophenfall bestehen. Im Detail sind hier Festlegungen bzgl. der Zeiträume zu treffen, in denen ein festgelegter Service Level wieder erreicht sein muss und innerhalb dessen der „normale“ Service Level wieder verfügbar sein muss.
Im Bereich der Performance sind die benötigten Parameter ebenfalls detailliert darzustellen, also z.B.:
- Welche Kapazitäten (Anzahl der Anwender, Transaktionen etc.) müssen zur Verfügung stehen?
- Über welche Antwortzeiten müssen die Systeme (Services) verfügen?
- Ist eine mittel-/langfristige Skalierung des Systems zu berücksichtigen und wie sehen die entsprechenden Anforderungen hierzu aus?