4 Teil 5: V-Modell-Referenz Produkte
4.3 Produkte
4.3.13 Prüfung
4.3.13.7 Prüfspezifikation Benutzbarkeit
Vorgehensbaustein |
Sinn und Zweck
Die Prüfspezifikation dient dem Prüfer als Vorgabe und Anleitung bei der Durchführung der Prüfung. In ihr werden die Prüffälle (und die Testfälle als spezielle Form der Prüffälle) und die Prüfumgebung definiert, sowie die Zuordnung der Prüffälle zu den Anforderungen vorgenommen. Die Abdeckung der Anforderungen durch die Prüffälle kann beispielsweise in Form einer Abdeckungsmatrix erfolgen. Weiterhin werden Schutzvorkehrungen beschrieben, die während der Prüfung einzuhalten sind.
Die Prüfspezifikation orientiert sich an den Vorgaben im zugehörigen Implementierungs-, Integrations- und Prüfkonzept.
Mit Hilfe der Prüfspezifikation muss entschieden werden können, ob die Prüfung erfolgreich war oder nicht.
Wann ist das Produkt entscheidungsrelevant?
Entscheidungspunkt |
Das Produkt ist zu keinem Entscheidungspunkt entscheidungsrelevant. |
Wer ist beteiligt?
Verantwortlich |
|
Mitwirkend |
Womit kann das Produkt erstellt werden?
Werkzeuge |
Keine |
Methoden |
Keine |
Welche Vorlagen sind verfügbar?
Vorlagen |
Produktvorlage wird generiert. |
Beispielprodukte |
Keine |
Wie erstellt man das Produkt?
Aktivität |
Prüfspezifikation Benutzbarkeit erstellen |
Die Erstellung der Prüfspezifikation Benutzbarkeit beginnt während der Systemspezifikation mit der Definition von Szenarien. Dabei ist eine komplexe Aufgabenstellung eines Benutzers in einer definierten Benutzerrolle zu beschreiben. Es besteht aus einer Reihe zugehöriger Anwendungsfälle oder auch Testaufgaben, die das Gesamtszenario beschreiben.
Ein solcher Anwendungsfall ist definiert durch
- einen Bezeichner, der den Anwendungsfall charakterisiert,
- die Beschreibung einer Anwendungssituation, in der sich der Benutzer in seiner durch das Szenario definierten Rolle am Dialogarbeitsplatz während des Betriebes des Anwendungssystems befindet,
- die Beschreibung einer Arbeitsaufgabe, die der Benutzer in der beschriebenen Anwendungssituation am Dialogarbeitsplatz erledigen soll,
- die Beschreibung eines Testzieles, das spezifiziert, was mit dem Anwendungsfall erreicht oder abgeprüft werden soll und
- die Beschreibung von Diskussionspunkten zwischen dem Auftragnehmer und Benutzer.
Damit wird die Ausführbarkeit typischer Arbeitsaufgaben durch die im Rahmen der Ergonomiebegleitung entwickelten Prototypen nachvollziehbar und getestet. Die Prototypen sind iterativ zu evaluieren und mit Repräsentanten der Benutzer zu testen. Die Ergebnisse der Prototypenentwicklung sollten in der Spezifikation und, falls möglich, bereits im Pflichtenheft berücksichtigt werden.
Im Folgenden wird ein Anwendungsfall exemplarisch skizziert.
- Bezeichner: Neuen Auftrag aus Archiv erstellen.
- Anwendungssituation: Der Benutzer bekommt von der Zentrale einen neuen Auftrag übermittelt. Er erinnert sich, dass es einen ähnlichen Auftrag bereits im zentral verfügbaren Auftragsarchiv gibt.
-
Arbeitsaufgabe:
- Laden des für den Benutzer geeigneten Auftrages aus dem zentralen Archiv.
- Ändern/ergänzen anhand der übermittelten Parameter des geladenen Archiv-Auftrages.
- Starten des neuen Auftrages.
- Testziel: Dialog Auftrag-Archiv analysieren, Navigation in Kategorien analysieren, Aktivitäten zur Auftragsergänzung durchführen, Funktion Auftrag aus Dialog „Auftrags-Archiv“ heraus starten.
- Diskussionspunkte zwischen Auftragnehmer und Benutzer: Ist die Strukturierung eines Archivs in Kategorien ausreichend, braucht man für jeden Auftrag im Archiv einen expliziten Namen, der vom Benutzer frei vorgebbar ist, oder ist eine Suchfunktion erforderlich?
Zusätzlich zu den Anwendungsfällen sind Usability-Tests aufzubauen und auszuwerten. Ziel früher Usability-Tests ist es, die Benutzer mit den Prototypen vertraut zu machen und ihnen einen ersten realistischen Eindruck von den Dialogen des Arbeitsplatzes zu vermitteln. Die Usability-Tests sind so zu konzipieren, dass sie am prototypisch aufgebauten Dialogarbeitsplatz unter möglichst realistischen Arbeitsbedingungen stattfinden können. Für alle Tests sind die Verfahren der Testauswertung zu beschreiben.
Die Usability-Tests sollten derart spezifiziert werden, dass die dokumentierten Testergebnisse im weiteren Verlauf der Oberflächenimplementierung weiter verwendbar sind.
Folgende Teilschritte sind dabei enthalten:
- Prüffälle ableiten
- Prüffälle den Anforderungen zuordnen
- Prüfstrategie konzipieren
- Prüfumgebung festlegen
Welche Abhängigkeiten hat das Produkt?
Erzeugt durch |
Systementwurf
Systemspezifikationen |
Erzeugt |
Das Produkt erzeugt keine weiteren Produkte. |
Hängt inhaltlich ab von |
Das Produkt hat keine inhaltlichen Abhängigkeiten. |
4.3.13.7.1 Prüfobjekt
Es ist die eindeutig definierte identifizierbare Version des Prüfobjektes festzulegen, auf die sich die Prüfspezifikation beziehungsweise das Prüfprotokoll bezieht.
4.3.13.7.2 Prüfstrategie
Die Prüfstrategie beschreibt, wie die Anforderungen an das Prüfobjekt durch eine geeignete Struktur von Prüffällen in der notwendigen und geforderten Prüfungstiefe abgeprüft werden können. Dabei werden die verwendeten Prüfmethoden, wie zum Beispiel Funktionsprüfung und Stressprüfung, und Nachweismethoden, wie zum Beispiel Test, Nachweis und Demonstrator, festgelegt.
Die anzuwendende Prüfstrategie wird aus dem entsprechenden Implementierungs-, Integrations- und Prüfkonzept abgeleitet und gegebenenfalls angemessen verfeinert.
4.3.13.7.3 Prüffälle
Basierend auf der Konzeption der Prüfstrategie erfolgt in diesem Thema eine Beschreibung der einzelnen Prüffälle mit den hierfür notwendigen Informationen wie Startzustand des Systems, Prüfablauf und erwarteter Endzustand des Systems.
Besonders zu berücksichtigen sind der Abdeckungsgrad der Prüffälle sowie die Endekriterien. Der Abdeckungsgrad legt fest, wie detailliert zu prüfen ist. Die Endekriterien benennen Bedingungen, unter denen die Prüfung erfolgreich abgeschlossen ist.
4.3.13.7.4 Prüfumgebung
Die allgemeine Prüfumgebung wird bereits in den zugehörigen Implementierungs-, Integrations- und Prüfkonzepten beschrieben. In diesem Thema werden notwendige Ausgestaltungen und Erweiterungen der allgemeinen Prüfumgebung oder speziell notwendige Prüfumgebungen für das konkrete Prüfobjekt beschrieben, wie zum Beispiel ein Drehtisch mit Echtzeitbildsimulation für einen Flugkörper oder eine Autoteststrecke mit einem entsprechenden Fahrparcours.
4.3.13.7.5 Prüffallzuordnung
Die aus den Anforderungen abgeleiteten Prüffälle werden den Anforderungen zugeordnet. Das erfolgt beispielsweise mithilfe einer Abdeckungsmatrix. Hier soll sichtbar werden, ob der gewünschte Abdeckungsgrad und die Prüfqualität gegeben sind, besonders in Bezug auf die vorher festgelegte Prüfstrategie.