1 Teil 1: Grundlagen des V-Modells

1.3 Managementmechanismen und Projektdurchführung

1.3.10 Konfigurationsmanagement

Damit die Projektbeteiligten über den Arbeits- und Ergebnisstand des Projekts jederzeit im Bilde sind, müssen die erarbeiteten Produkte in all ihren Versionen sicher, eindeutig und wieder auffindbar verwaltet werden. Dies ist Aufgabe der Rolle KM-Verantwortlicher, die zu diesem Zweck die Produktbibliothek anlegt und betreut. Die Produktbibliothek gilt im V-Modell selbst als Produkt, stellt aber eigentlich nur die Sammlung aller (anderen) Produkte dar.

Um bei diesem wichtigen Thema Klarheit zu erzeugen, stellt Abbildung 21 zunächst den Zusammenhang zwischen den verwendeten Grundbegriffen dar:

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Abbildung 21: Produkttyp, Produktexemplar und Produktversion im Zusammenhang

Das Konfigurationsmanagement verwaltet alle Produktversionen nebst ihrer Bearbeitungszustände. Somit ist jederzeit ersichtlich und nachvollziehbar, zu welchem Produkttyp ein Produktexemplar gehört, welche einzelnen Produktversionen eines Produktexemplars existieren und in welchem Bearbeitungszustand (in Bearbeitung, vorgelegt, fertig gestellt) sich eine Produktversion befindet.

Darüber hinaus ist die Rolle KM-Verantwortlicher dafür zuständig, den aktuellen und zusammenhängen Arbeitsstand des Projekts regelmäßig zu sichern. Zu diesem Zweck erstellt er zu bestimmten Zeitpunkten sogenannte Produktkonfigurationen. Eine Produktkonfiguration enthält von jedem vorhandenen Produktexemplar jeweils eine ausgezeichnete Produktversion, die dem aktuellen Bearbeitungsstand entspricht. Produktkonfigurationen sollten mindestens zu jedem Entscheidungspunkt erzeugt werden; prinzipiell ist dies aber jederzeit möglich. Diese Regelung hat zwei entscheidende Vorteile:

In der Praxis empfiehlt sich die Verwaltung der Produktbibliothek mithilfe eines KM-Werkzeugs (siehe KM-Werkzeug). Während sich für das Management eines Projekts insbesondere leicht handhabbare Dokumentenverwaltungssysteme eignen, stehen für die Systementwicklung eine Reihe von leistungsfähigen Versionierungs- und Konfigurationsmanagementsystemen zur Verfügung, die auch die (beim Projektmanagement meist nicht benötigte) Erarbeitung von Varianten und nebenläufigen Entwicklungszweigen unterstützen.

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Abbildung 22: Entscheidungspunkte und Produktkonfigurationen

Abbildung 22 stellt die gezeigten Zusammenhänge schematisch dar: Die Produktbibliothek wächst über die Zeit beständig an, da immer neue Produktversionen angelegt werden. Eine Produktkonfiguration bildet eine Momentaufnahme der Produktbibliothek zu einem gewissen Zeitpunkt.

Am Ende eines Projekts ergibt sich für die Rolle KM-Verantwortlicher noch eine weitere Aufgabe: Er muss entscheiden, was mit den Projektergebnissen in der Produktbibliothek nach dem Ende des Projekts geschehen soll. Prinzipiell gibt es hier drei Möglichkeiten: Projektergebnisse können zerstört oder gelöscht werden, wenn sichergestellt ist, dass sie nicht mehr benötigt werden. Projektergebnisse können archiviert werden, was insbesondere im Fall von Management-, Ausschreibungs- und Vertragsdokumenten erforderlich ist. Schließlich können Projektergebnisse an andere Projekte oder an den Systembetreiber weitergegeben werden, um das System weiter zu entwickeln oder zu betreiben.